Welche Erfolgsfaktoren spielen eine Rolle bei der Cloud ERP Einführung?
Florian Suckfüll: Die Einführung dieses Systems ist nicht nur ein IT-, sondern in erster Linie ein Business-Projekt, wodurch es einen hohen Stellenwert besitzt. Dementsprechend sind für dessen Erfolg der Einsatz eines unabhängigen Beratungsunternehmens und die Wahl der geeigneten Technologie elementar. Ein unabhängiger ERP-Berater ist in der Lage, die Dimensionen Prozess, Technologie und Mensch miteinander zu vereinen. Er ist ausschließlich den Zielen des Unternehmens in Zeit und Budget verpflichtet und bringt die notwendigen Projektmanagementerfahrungen und Expertisen mit. Er ist zudem in der Lage, die strategische Ausrichtung des Unternehmens schon bei der Auswahl der geeigneten Software einfließen zu lassen. Der Berater fungiert hierbei als Übersetzter von Geschäftsanforderungen in die technische Sprache des Implementierungspartners und kann empfängergerechte Maßnahmen für die Fachbereiche ableiten und überführen. Die Konsequenz ist ein harmonisierter Übertrag von Anforderungen beider Seiten. Er kennt zudem die notwendigen Standards an Prozessen und kann frühzeitig interagieren, wenn der Fachbereich sich ein „Traumschloss“ wünscht oder der Implementierungspartner „unnötige“ Systemanpassungen vorschlägt. Zudem unterstützt er bei der Abfederung von Lastspitzen auf Seiten des Kunden.
Wie ist Ihre konkrete Vorgehensweise in einem ERP-Projekt?
Florian Suckfüll: Wir beginnen zunächst immer mit den Anforderungen des Kunden und den Geschäftsprozessen, durch welche sie umgesetzt werden sollen. Wir nehmen die Anforderungen auf, analysieren sie und gleichen sie mit den Branchenstandards ab. Hierfür haben wir bewährte Standard-Prozesslandkarten (siehe Abb. 1) der wichtigsten Branchen, die auf theoretischen Grundlagen, praxisbewährten Best Practices und den Standards der marktführenden ERP-Systeme basieren. Das ermöglicht es uns schnell zu analysieren, welche Prozesse unterstützend oder wertschöpfend im Falle des jeweiligen Kunden sind. Überflüssige Prozessschritte, Dopplungen von Dateneingaben oder eine fehlende Automatisierung können sofort identifiziert werden. Unser Standard-First-Ansatz besagt, dass Unterstützungsprozesse immer im Standard abgebildet werden sollten. Die Herausforderung entsteht in den Hotspots - den Bereichen, die entweder nicht vollständig durch das System abgebildet werden können oder bei denen eine hohe Wertschöpfung im Prozess vorliegt. In diesen Punkten kann eine Individualisierung oder Programmierung tatsächlich sinnvoll sein. Wir bereiten dem Kunden Business Cases auf und treffen fundierte Entscheidungen. Dabei wollen wir im Verhältnis von 60 : 30 : 10 (Standard : Individualisierung: Programmierung) bleiben. Kostspielige und zeitintensive Programmierungen, welche meist im Sinne des Implementierungspartners sind, werden vermieden und der erste Grundstein zur Einhaltung von Zeit und Budget des Projekts wird gelegt.
Ein weiterer Grundsatz ist, dass wir von Beginn an am System arbeiten wollen, was uns durch die Implementierung eines Cloud ERP-Systems gelingt. Deren Grundstruktur ist ab Tag eins einsatzfähig und ermöglicht uns die nahtlose Einbindung der beteiligten Fachbereiche und Umsysteme. Die nachgelagerte gemeinsame Gestaltung der Prozesse befähigt die Mitarbeiter im neuen System zu arbeiten und macht sie somit durch ihre Beteiligung zusätzlich zufriedener.
Wir arbeiten aktiv bis zum vollständigen Go-Live des Projektes mit. Dieses Vorgehen hat sich in den vergangenen Jahren als sehr erfolgreich bewährt.